Kanutin Jennifer Klein trainiert jeden Tag zwei Stunden nach der Arbeit
Sie paddelt seit sie fünf Jahre alt ist. Als Jennifer Klein sich mit 16 die Frage stellt, was sie beruflich später machen möchte, hat sie nicht nur 10 Deutsche Meistertitel eingefahren, sondern ist auch Teil der Kanurennsport-Nationalmannschaft. Eine Ausbildung bei der Bundespolizei zu machen, wäre eine Option gewesen, um die sportliche Karriere voranzutreiben. Denn an ihren Polizeisportschulen fördert die Bundespolizei auch Spitzensportlerinnen wie Jennifer Klein. Doch die heute 33-Jährige entschied sich anders.
Klein machte eine Ausbildung zur Kinderpflegerin, und studierte im Anschluss Sozialpädagogik. „Meine Eltern haben beide Kanurennsport betrieben und Kinder trainiert und auch ich habe eine Trainerlizenz. Dabei habe ich gemerkt, dass ich gut mit Kindern umgehen kann, und es mir Freude macht, Kindern Neues zu vermitteln. Das hat auch meine Berufswahl geprägt“, sagt sie.
Joggen ist mir zu langweilig.
Heute ist Klein stellvertretende Leiterin der Kita Striegauer Weg und will dort „nie wieder weg“, wie sie sagt. Kanu fährt sie immer noch, an Weltmeisterschaften nimmt sich nicht mehr teil. Dafür hat sie vor kurzem die NRW-Kanu-Langstreckenmeisterschaft am Baldeneysee in Essen gewonnen. Für die Meisterschaften trainiert sie jeden Tag: Mindestens zwei Stunden nach der Arbeit paddelt sie im Düsseldorfer Hafen, macht Krafttraining zum Aufbau der Muskeln oder spielt Fußball für die Ausdauer. „Joggen ist mir zu langweilig. Seitdem ich Fußball spiele, ist mein Kanu-Stil viel spritziger geworden“, sagt sie und lacht.
Ihre Tage seien knackig. Aber zu viel wird ihr der Spagat zwischen Arbeit und Sport nicht. „Manche Kolleg*innen machen Sport zum Ausgleich nach einem stressigen Tag, aber das war nie meine Motivation. Ich bin voll auf den Sport fokussiert und will einfach besser werden.“ Früher habe sie sogar noch vor der Arbeit trainiert. Das hat sie jetzt heruntergeschraubt. „Wenn ich Frühdienst habe, fange ich in der Kita um 7.15 Uhr an. Vor dem Frühdienst trainieren – das ist auf Dauer doch etwas zu hart.“
Wettkampf statt Elternabend
Die Kolleg*innen unterstützen Klein, wo sie können. „Mein Chef und meine Kolleg*innen stehen komplett hinter mir – wenn ich einmal wegen eines Wettkampfes nicht bei einem Elternabend dabei sein kann, ist das auch kein Problem“, ist sie dem Kita-Team Striegauer Weg dankbar. „Und als ich noch für die Nationalmannschaft gefahren bin, war es ohne Probleme möglich, frei zu bekommen.“ Obwohl sie sogar angeboten habe, unbezahlten Urlaub zu nehmen.
Die Funktion als stellvertretende Leitung der Kita sei genau das richtige sie. „Die Mischung aus Büro und dem arbeiten am Kind ist sehr abwechslungsreich und hält mich immer auf Trab.“ In der Kita bietet sie viele Sportangebote an. Aktuell ist sie ins Bastelland gewechselt. „Da geht es ein bisschen ruhiger zu, und ich kann mal etwas Anderes mit den Kindern ausprobieren“, freut sie sich auf die neue Aufgabe. Beim Kanusport wird sie aber vorerst bleiben. „Ruderer fahren rückwärts, wir fahren vorwärts“, sagt sie. Für Jennifer Klein ist das auch eine Lebenseinstellung.