Im Repair Café des zentrum plus Benrath herrscht immer gute Stimmung. Kein Wunder, denn die 14 Mitglieder des Repair Cafés sind schon seit fünf Jahren ein eingeschworenes Team. Der Gründer Dieter H. erzählt: „Ich habe damals in der Zeitung von einem Repair Café hier in der Nähe gelesen und fand die Idee so gut, dass ich dorthin gefahren bin, um mir das mal anzuschauen. Und weil ich dachte, dass so ein Repair Café gut zum zentrum plus passen könnte, habe ich mir noch weitere Cafés angeschaut, um gezielt Fragen zu stellen und weitere Informationen zu sammeln.“
Schnell war klar, dass es im zentrum plus Benrath auch ein Repair Café geben sollte. Ebenfalls von Anfang an dabei ist Jörg F.: Er berichtet: Die Idee des Repair Cafés stammt, wie viele andere gute Ideen auch, aus den Niederlanden. Erfunden wurden die Repair Cafés von Martine Postma, die das erste in Amsterdam eröffnet hat. Sie gründete irgendwann auch die Stiftung „Stichting Repair Café“. Seit 2011 bietet diese Non-Profit-Organisation lokalen Gruppen im In- und Ausland, die selbst ein eigenes Repair Café eröffnen wollen, professionelle Unterstützung an. So auch Dieter H. und den anderen Mitgliedern in Benrath, die sich nach und nach für das Repair Café begeisterten.
Repair Cafés – eine erfolgreiche Idee aus den Niederlanden
Repair Cafés sind nach Postmas Grundidee ehrenamtliche Treffen, bei denen die Teilnehmer*innen alleine oder gemeinsam mit anderen kaputte Dinge reparieren. An den Orten, an denen ein Repair Café stattfindet, sind Werkzeug und Material für alle möglichen Reparaturen vorhanden. Auch sind kundige ehrenamtliche Helfer anwesend, die Reparaturkenntnisse und -fertigkeiten auf verschiedenen Gebieten mitbringen. Die Besucher*innen des Cafés bringen defekte Gegenstände von zu Hause mit. Im Repaircafé machen sie sich dann gemeinsam mit einem Fachmann oder einer Fachfrau an die Arbeit. Wer nichts zu reparieren hat, nimmt sich eine Tasse Kaffee oder Tee und ein Stück Kuchen. Oder hilft jemand anderem bei der Reparatur.
Die ehrenamtlichen Mitglieder des Repair Cafés im zentrum plus Benrath starteten damit, sich in zwei Teams aufzuteilen: ein Team für die Technik, ein anderes für den Café-Betrieb. Während der Corona-Pandemie musste das Café leider geschlossen bleiben, so dass dieses Team jetzt die Annahme und Ausgabe der defekten bzw. reparierten Geräte übernommen hat.
Erfolgsquote von 80 Prozent
Als Mechatronik-Meister in Rente ist Dieter W. der Leiter des Technik-Teams, seine Mitstreiter*innen haben einen ähnlichen Hintergrund wie er oder sind Technik-affin. Er sagt: „Am Anfang brachten wir alle Werkzeuge aus unserem eigenen Bestand mit, dann haben wir uns hingesetzt und mit den Besucher*innen getüftelt. Zu sehen, wie dankbar die Menschen sind, wenn wir ihr Gerät reparieren können und sie sich nichts Neues kaufen müssen – das macht uns Freude.“ Wo dies nicht möglich ist, seien die Menschen meist auch froh, weil sie dann sicher wissen, dass sie ihr Gerät getrost verschrotten können. Das Team habe aber eine Reparatur-Erfolgsquote von 80 Prozent. Wenn das Team einmal nicht weiterweiß, verweist es die Besucher*innen an ein anderes Repair Café oder an Profis.
Seit einige Mitarbeiter*innen eines großen Werkzeugunternehmens ihren Unternehmenstag beim Repair Café geleistet haben und von der Arbeit dort begeistert waren, gibt es zwei gut ausgestattete Werkzeugwagen im zentrum plus. Eine großzügige Spende des Unternehmens. „Ein Werkzeugwagen hat in seiner Ausstattung einen elektrischen, der andere einen elektronischen Schwerpunkt. Jetzt haben wir Multifunktionsmessgeräte, Löt-Utensilien, Batterien, Sicherungen, einen Heißluftfön, spezielle Reinigungsmittel und Werkzeuge für die Reparatur von Smartphones. Das hilft sehr“, erklärt Dieter H. Seine Begeisterung ist zu spüren. Dies war ein wichtiger Schritt in Richtung Professionalisierung, wenngleich klar ist, dass die kostenlosen Reparaturtreffen keine Konkurrenz für Reparatur-Profis sind.
Eine Anlaufstelle für Rares und Liebgewonnenes
„Zu uns kommen auch Menschen, die liebgewonnene, in die Jahre gekommene Gegenstände nicht aufgeben wollen. Dinge, die in einem normalen Fachbetrieb vielleicht gar nicht mehr repariert werden“, erzählt Christa W. Beispiele dafür fallen ihr viele ein: der alte VHS-Rekorder, der noch Videos aus dieser Ära abspielen kann, Projektoren für Super-8-Filme, antike Leuchten mit Erinnerungswert und alte Kameras. „Das Skurrilste, was wir bislang repariert haben, war ein antiker drehbarer Christbaumständer aus dem 19. Jahrhundert. Sein Federwerk war defekt, und wir haben es wieder gängig gemacht. Die Leute, die ihn gebracht haben, waren überglücklich, als er wieder funktionierte“, lacht Dieter W.
Die ungeschlagene Nummer 1 an Geräten, die in Benrath zur Reparatur abgegeben werden, sind jedoch Kaffeemaschinen und Kaffeevollautomaten. Sie sind nicht immer einfach zu reparieren. Wenn ein Teil ausgetauscht werden soll, muss der Besitzer dieses Ersatzteil mit ins Repair Café bringen. Dann kann sich das Technik-Team um den Einbau kümmern – denn individuelle Ersatzteile sind im Repair Café natürlich nicht vorrätig. Platz 2 geht an Nähmaschinen, während sich Staubsauger und Fotoapparate den 3. Platz teilen.
Ein Mittel gegen Einsamkeit
Was Dieter W. so an seiner Arbeit für das Repair Café schätzt, ist der Zusammenhalt unter den Technikern, dass sich jeder beim anderen Hilfe suchen oder etwas dazulernen kann. Und wenn nicht gerade Corona ist und das Repair Café auch als solches läuft, die Kommunikation mit den Menschen, die kommen. Eine kleine Hilfestellung da, ein Plausch über Alltäglichkeiten dort. Und Gisela H. vom Orga-Team ergänzt: „Ich hoffe, dass wir bald nicht mehr nur die An- und Ausgaben von Geräten und die Dokumentation organisieren, sondern auch wieder das Café betreiben können. Für viele Menschen ist es ein Treffpunkt, um mal rauszukommen, Gespräche zu führen und auch der Einsamkeit zu entrinnen.“
Außerdem diene das Repair Café auch dazu, dass ältere Menschen ihre Scheu vor Neuem überwinden und die anderen Angebote des zentrum plus bewusster wahrnehmen. Besonders an eine alte Dame erinnert sie sich: „Vor Corona hatten wir eine Stammbesucherin, von der wir wussten, wie wichtig die Gespräche im Repair Café für sie sind. Um stets einen neuen Grund für den Besuch bei uns zu haben, hat sie immer neue Geräte von irgendwoher beschafft. Leider haben wir sie seither nicht mehr gesehen.“