Am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) gibt es für onkologische Patient*innen ein einzigartiges Orientierungsangebot. 23 Peer-Mentor*innen, deren Krebstherapie mehr als ein Jahr zurückliegt, sind ehrenamtlich als Lotsen tätig. „Die Unterstützung erfolgt in Tandems und ganz nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen,“ betont Annette Hopp, welche das Projekt seit 2022 gemeinsam mit Luisa Keßling leitet. Denn obwohl es bereits viele Beratungsangebote für krebserkrankte Menschen gab, mangelte es an zentralisierten persönlichen Ansprechpersonen für jegliche Fragen. Nun schenken die Mentor*innen den Betroffenen ihr
offenes Ohr und teilen eigene Erfahrungen. Sie bieten Orientierung auf dem großen Gelände des UKD, erläutern die Behandlungsabläufe und
geben Ratschläge für den Alltag nach der Diagnose.
Wertvoller Erfahrungsaustausch
Die Peer-Mentor*innen werden ebenfalls unterstützt. Vor Beginn der Tätigkeit absolvieren sie eine elfwöchige Schulung. Dort wird das notwendige Fachwissen vermittelt und es werden die Erwartungen an das Ehrenamt formuliert. „Welche Rolle möchte ich einnehmen und wo sind meine Grenzen?“ - diese Fragen sollten sich alle vorab stellen. Auch die bereits ausgebildeten Mentor*innen treffen sich monatlich in den Schulungsgruppen. So klären sie organisatorische Fragen, betreiben Fall-Supervision und tauschen sich aus. Es wird gefragt: „Wie geht es dir heute?“, berichtet Luisa Keßling, und alle können ehrlich und offen antworten - selbst wenn sie die Langzeitfolgen ermüden oder es zu einem Rückfall kommt. Dann profitieren die Ehrenamtlichen von der emotionalen Unterstützung der Gruppe, aber auch von der bevorzugten Behandlung in den Organzentren. „Eine spürbare Erleichterung, die dankbar entgegengenommen wird“, so Annette Hopp.
Engagement auf vielfältige Weise
„Manchen Patient*innen hilft ein wöchentliches Gespräch oder ein monatliches Kaffeetrinken. Oft kommt es auch nur zu ein, zwei Gesprächen, um die grundlegenden Fragen zu klären. Zu wissen ‘Da ist jemand - ich bin nicht allein‘ ist wohl die größte Hilfe für Neuerkrankte“, meint Luisa Keßling. Wie die Begleitung gestaltet und welche Kommunikationswege genutzt werden, wird individuell abgestimmt. Der Zeitumfang des Ehrenamtes ist daher variabel. Wichtig sei die Bereitschaft, sich erneut mit der Krankheit zu beschäftigen und eine gewisse emotionale Stabilität mitzubringen, so die Projektleiterinnen. Erwünscht sind neben Offenheit, gegenüber neuen Menschen, auch Kompetenzen in digitaler Kommunikation. Denn ganz neu ist das Peer-Online-Portal, das reine Chatbegleitung für ratsuchende Patient*innen bietet. Die Peer-Mentor*innen schenken den Betroffenen also auf unterschiedlichstem Wege ihre Aufmerksamkeit und Kraft.
Wer sich diese Aufgabe für sich selbst vorstellen kann, erhält weitere Informationen in der Freiwilligenzentrale.
Text: Zoe Stellbrink
Foto: Ralf Eppink