Bereitschaftspflege - Pflegefamilien auf Zeit für ein Kind in einer akuten Notsituation
Wenn ein Kind in Gefahr ist, wird es eventuell sofort von seinen Eltern getrennt – manchmal auch nur vorübergehend. In diesem Fall fangen Bereitschaftspflege-Familien das Kind auf. Sie geben ihm Geborgenheit und Sicherheit. Eine vorübergehende Unterbringung in einer Familie ist für ein Kind in einer schwierigen Situation oft ein großes Glück. Gerade einem Kleinkind hilft die Wärme in einem familiären Umfeld, um so schnell wie möglich zur Ruhe zu kommen.
Was erwartet Sie als Bereitschaftspflege-Familie?
Sie stehen als Familie bereit, einem Kind kurzfristig und vorübergehend ein Zuhause zu geben. Das Kind lebt bei Ihnen bis seine Perspektive geklärt ist. Während dieser Zeit sind Sie die zentrale Stütze des Kindes. Entweder kann es anschließend wieder zu seinen leiblichen Eltern zurückkehren oder findet ein langfristiges Zuhause in einer anderen Familie. Sie helfen Ihrem Pflegekind in der Zeit der Klärung, indem sie es behüten, zu Arztterminen oder zu Treffen mit seiner Herkunftsfamilie begleiten. Als Familie bleiben Sie inkognito, d.h. leibliche Eltern oder Angehörige erfahren lediglich Ihren Vornamen und kennen Ihren Wohnort nicht.
Wir sind an Ihrer Seite
Sie werden von uns auf Ihre Aufgabe intensiv vorbereitet und erhalten regelmäßig Fortbildungen. Im gesamten Prozess sind unsere Mitarbeiter*innen stets in engem Kontakt mit ihnen. Alle Termine mit den Herkunftsfamilien, dem Kind und Ihnen werden von unseren Sozialarbeiter:innen begleitet. Die Zusammenarbeit mit Prozessbeteiligten wie dem Jugendamt oder anderen beteiligten Personen/Institutionen werden ebenfalls von uns mitgestaltet. In schwierigen Situationen mit dem Kind oder bei der Suche nach speziellen Ärzten können Sie auf unsere Unterstützung zählen. Außerdem können Sie sich mit anderen Bereitschaftspflege-Familien bei Veranstaltungen austauschen. Entlastung und Unterstützung erhalten Sie auch in Beratungsgesprächen und Supervisionen.
Bereitschaftspflege ist zeitlich befristet
Eine neue Perspektive für das Kind zu finden, dauert manchmal nur wenige Tage, kann aber auch mehrere Monate dauern. Je länger ein Kind in Ihrer Familie ist, umso mehr wird es Teil der Familie. Daher fällt der Abschied von einem Kind meist schwer - selbst Familien, die schon Erfahrungen mit Bereitschaftspflege gemacht haben. Auch in diesem Fall sind wir an Ihrer Seite und helfen Ihnen den Verlust zu verarbeiten.
Unsere Familien sind so vielfältig wie unsere Kinder
Bereitschaftspflege-Personen nehmen ein Kind so an wie es ist. Sie sind mit ihm und seinen Lebensumständen geduldig, haben geringe Erwartungen, tragen Verantwortung und zeigen Toleranz gegenüber den Erfahrungen, die das Kind bereits gemacht hat. Daher ist Ihre Lebensform nicht entscheidend, wenn Sie ein Kind bei sich aufnehmen möchten. Viel wesentlicher sind Ihre Erfahrungen mit Kindern und Ihr Feingefühl anderen Menschen gegenüber.
Wir freuen uns über die Vielfalt unserer Bereitschaftspflegefamilien. Herzlich willkommen sind uns:
- Junge Familien mit und ohne eigene Kinder
- Alleinerziehende
- Verheiratete und unverheiratete Paare
- Heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare
- Paare mit nur einem berufstätigen Elternteil oder flexibel arbeitende Paare
- Junggebliebene Senioren
- Deutschstämmige oder multikulturelle Familien
Das bringen Sie mit
Sie benötigen Kraft und Flexibilität für jedes Kind. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihre Kräfte und Energien immer wieder stärken. Daher können Sie nach jeder Abgabe eines Kindes prüfen, ob Sie ein weiteres Kind begleiten möchten. Manchmal machen unsere Familien auch einen längeren Urlaub zwischen den Bereitschaften. Ihre Energie und das Wohlbefinden Ihrer Familie steht für uns immer im Mittelpunkt.
Zum Teil. Sie müssen den üblichen Prüfprozess wie alle anderen Anwärter*innen durchlaufen. Dann starten Sie mit einer ersten Bereitschaftspflege. Nach Beendigung der Pflegeschaft haben Sie selbstverständlich die Möglichkeit zu überlegen, ob Sie in Zukunft weitere Kinder aufnehmen möchten. So binden Sie sich nicht langfristig und können die Aufgabe passend zu Ihrer Lebenssituation wahrnehmen.
Sobald ein Kind bei Ihnen in der Familie lebt, geht es in erster Linie darum, sich um das Kind zu kümmern. Denn die Bedürfnisse von Kindern in Bereitschaftspflege unterscheiden sich von jenen anderer Kinder: Der Trennungsprozess von den leiblichen Eltern oder etwa gesundheitliche Besonderheiten müssen bei der Pflegschaft beachtet werden. Zudem erwarten wir von Ihnen, dass Sie Angebote wie Supervision, Fortbildungen und Elterncafés wahrnehmen.
Sie kümmern sich um alle Belange des Kindes. Sie gestalten seinen Tag und geben ihm Halt und Struktur. Ein Bereitschaftspflegekind muss Termine bei Ärzten oder Kontakttermine mit seiner Herkunftsfamilie wahrnehmen - je nach Situation können das insgesamt nur wenige Termine, aber auch zeitweise mehrere Termine in der Woche sein.
Die Mitarbeiter*innen der Diakonie Düsseldorf beraten und begleiten Sie vor Aufnahme des Kindes und während des gesamten Prozesses. Gibt es Herausforderungen (z.B. Überlastung), finden wir zeitnah gemeinsam Lösungen. Zusätzlich werden die Kinder in herausfordernden Situationen auch von Mitarbeiter:innen des Jugendamtes und von Vormünder:innen unterstützt. Außerdem veranstalten wir Frühstücke oder Feiern für unsere Bereitschaftspflege-Familien. Hier treffen sich die Pflege-Mütter und/oder Pflege-Väter regelmäßig mit oder ohne Kinder. Unsere Familien sind oft auch privat vernetzt, so dass Sie sich bei erfahrenen Bereitschaftspflege-Personen schnell Rat holen können.
Wenn es Ihnen hilft, ein besseres Gefühl zu Ihrer potenziell neuen Aufgabe zu entwickeln, ist es auch möglich, andere Bereitschaftspflege-Familien kennenzulernen. Wir haben das große Glück, sehr sympathische Familien in unserem Team zu haben. Auch, weil uns ein herzliches und menschliches Miteinander wichtig ist.
Was Bereitschaftspflege-Familien leisten ist unbezahlbar und kann nicht mit anderen Tätigkeiten verglichen werden. Dennoch erhalten Sie für diese verantwortungsvolle Aufgabe Pflegegeld (nach Alter gestaffelt) und den 3,5-fachen Erziehungsbeitrag. Diese Beträge werden vom LVR festgesetzt und vom Jugendamt ausgezahlt - zu den aktuellen Sätzen.
Sie erhalten von uns Unterstützung bei der Beantragung und Beschaffung der ersten Kinderausstattung wie z.B. Autositz, Babybett, Buggy etc. Außerdem stehen wir Ihnen beratend zur Seite bei der Frage, was Sie brauchen. Sie können jedoch entsprechend Ihres Geschmackes selbst wählen, wie die Ausstattung aussehen soll.
Sie möchten als Bereitschaftspflege-Familie tätig werden?
Dann kontaktieren sie uns, damit wir uns kennenlernen können. Denn nichts ist wertvoller als ein persönliches Gespräch. Anschließend prüfen wir gemeinsam, ob diese Aufgabe zu Ihnen passt und welches Kind in Ihrer Familie am besten aufgehoben sein könnte.