Kommt ein Modell wie das Vinzi-Dorf in Österreich auch für Düsseldorf in Betracht?
Die Situation in Wien und Düsseldorf ist kaum vergleichbar. In Wien gibt es innerstädtisch und ganz besonders in den Außenbezirken noch viel freie Fläche, die bebaut werden kann. Das ist in Düsseldorf nicht der Fall. Neben unseren gängigen Hilfen arbeiten wir deshalb im Rahmen des Projekts „Housing First“ daran, Menschen, die gar kein Obdach haben oder in den klassischen Not-Unterkünften leben, in eigenen Wohnungen unterzubringen. Sind sie dort erst einmal angekommen, lassen sich dann beispielsweise auch Sucht- oder psychische Erkrankungen leichter in Angriff nehmen.
Bei der Unterbringung von Wohnungslosen geht die Stadt Düsseldorf aber auch neue Wege.
Es gab eine Gruppe wohnungsloser Menschen, die vor dem NRW-Forum campiert hatten. Dort konnten die Menschen auf Dauer nicht bleiben, in eine Unterkunft mochten sie aber auch nicht gehen, weil nicht alle ihre Hunde hätten mitnehmen können. Hinzu kam, dass die Wohnungslosen eine enge Verbindung hatten und sich nicht trennen wollten. Die Stadt Düsseldorf hat dann sehr spontan zwei Häuser zur Verfügung gestellt. Dort können die Menschen wie in einer Wohngemeinschaft zusammenleben, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. Die Diakonie kümmert sich um die soziale Betreuung, hilft beispielsweise beim Ausfüllen von Formularen, bei der Job- und natürlich bei der Wohnungssuche, aber auch vielen anderen Problemen. So konnten wir bereits einigen der Bewohnerinnen und Bewohner dabei helfen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Aber das ist natürlich nicht immer leicht.
Warum?
Zum einen ist der Wohnungsmarkt in Düsseldorf nach wie vor katastrophal und in der Umgebung sieht es kaum besser aus. Die Vermieterinnen und Vermieter können sich ihre Mieterinnen und Mieter aussuchen – und wohnungslose Menschen stehen da leider nicht an erster Stelle. Um eine Wohnung zu finden, muss man hartnäckig sein. Für viele wohnungslose Menschen ist das aber nicht so einfach. Die meisten hatten es im Leben sehr schwer, bei vielen von ihnen ist das Selbstbewusstsein im Keller – kleine Rückschläge, wie eine unvermutete Absage, werfen sie deshalb schneller aus der Bahn als jemanden, der mit beiden Beinen fest im Job steht. Es ist also auch viel psychische Aufbauarbeit nötig. Und je älter die Menschen sind und je länger sie auf der Straße leben, desto mehr Unterstützung benötigen sie. Um diesen Menschen schneller eine Chance geben zu können, arbeitet die Diakonie deshalb auf vielen Ebenen – zusammen mit der Stadt und anderen sozialen Akteurinnen und Akteuren – daran, Wohnraum für wohnungslose Menschen zugänglich zu machen.