Ausbildung, ein Master-Studium oder direkt arbeiten: Valeriia Skvortsova stehen viele Möglichkeiten offen. Dabei ist sie gerade erst 22. Vor eineinhalb Jahren ist sie aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet, hat zuerst bei einer deutschen Familie gewohnt, dann eine eigene kleine Wohnung bekommen. Lange ausgeruht hat sie sich nicht. Schon in der Ukraine hatte sie einen Bachelor in Betriebswirtschaft gemacht, wollte hier direkt daran anknüpfen. Aber damit es für sie weitergehen konnte, brauchte sie nicht nur erweiterte Deutschkenntnisse, sondern musste auch ihr Englisch ausbauen.
Manche bräuchten dafür mehrere Jahre, Valeriia hat es in einem geschafft. Mit den Basis-Sprachkursen, die alle Geflüchteten bekommen, geht sowas nicht. Da braucht es intensive Vollzeit-Kurse, die aber teuer sind. Genau da setzt der Garantiefonds Hochschule an, mit dem die Bundesrepublik seit Jahrzehnten junge Akademiker*innen aus dem Ausland fördert. Die Otto-Benecke-Stiftung, die den Fonds verwaltet, finanzierte Valeriia die entsprechenden Deutsch- und Englischkurse, sodass sie jetzt in Deutschland durchstarten kann.
Der JMD lotst durch den Bürokratiedschungel
Eine Erfolgsgeschichte, die so leicht dann aber doch nicht war. Denn wie so oft hatte die deutsche Bürokratie ihre Tücken. „Bei mir war es die Krankenversicherung, bei der lange nicht klar war, wer die bezahlt? Die Stiftung? Das Jobcenter? Es ging um mehr als 2.000 Euro“, erzählt die junge Ukrainerin. In Fällen wie diesen hilft die Diakonie Düsseldorf mit ihrer Beratung weiter. Ella Slama vom Jugendmigrationsdienst (JMD) der Diakonie klärte die Angelegenheit und begleitete Valeriia auch weiter durch den deutschen Bürokratiedschungel. Denn auch die besten Förderungen helfen nichts, wenn man nicht weiß, wo man welche Anträge stellen muss.
Für Valeriia ist durch Ella Slamas Hilfe alles gut gegangen. Aber ob das auch für die nächsten jungen Studierenden gilt, die die Diakonie-Mitarbeiterin berät, steht in den Sternen. Die vergangenen Wochen waren ein Wechselbad der Gefühle: Erst kam die Botschaft, dass der Fonds komplett eingestellt werden sollte, dann sollten die Kürzungen doch wieder zurückgenommen werden, derzeit ist das Geld wegen der fehlenden Milliarden im Bundeshaushalt wieder auf Eis gelegt. „Das wäre eine Katastrophe, wenn es diesen Fonds nicht mehr gäbe“, sagt Ella Slama. „Die intensiven Sprachkurse können sich die jungen Geflüchteten in der Regel finanziell nicht leisten. Dabei haben sie so viel Potenzial, um schnell in den Beruf zu kommen.“
Valeriia Skvortsova hat vorgemacht, wie es geht. Sie wird voraussichtlich bald einen Job haben, für sich selbst sorgen und Steuern zahlen. Der Garantiefonds und die enge Begleitung durch die Diakonie haben es möglich gemacht.