Behördenhilfe

Wegweiser durch den Ämterdschungel 

Die Wörter Behörde, Ämtergang, Formular oder Nachweis ziehen nicht selten den leichten Schauer eines Grusels nach sich. Und nicht wenigen gilt Deutschland als ein Meister in der Handhabung solcher labyrinthischen Orte und Utensilien des Heiligen Bürokratius. Schon Reinhard Mey sang vom „Antrag auf Erteilung eines Antragformulars, zur Bestätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars“. Es geht also um eine Welt, die selbst für Deutsche, sagen wir, reichlich undurchsichtig ist, für Menschen mit Migrationshintergrund, die (noch) nicht so sehr der deutschen Sprache mächtig sind, muss es teilweise ein Greuel und ein Buch mit sieben Siegeln sein.

Eine Fachfrau

Seit September 2020 arbeitet Canan Cöers ehrenamtlich im Welcome Point 02 der Diakonie Düsseldorf. Während ihrer Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten konnte sie sich ein umfangreiches Fachwissen in den Bereichen Sozialrecht und Ausländerrecht aneignen.

„Ich weiß, wie Behörden aufgebaut sind“, erzählt sie, „und ich weiß in der Regel worauf es bei Behördengängen und Formulararbeit ankommt.“ Mit diesem Wissen ist sie geradezu prädestiniert für das Angebot der Welcome-Points, die stadtweit geflüchteten Menschen Behördenhilfe anbieten, die sich im Dschungel aus Amtssprache und dem Ausfüllen von Vordrucken nachvollziehbar schwertun. „Schon der normale Durchschnittsbürger tut sich ja damit manchmal schwer“, weiß Canan Cöers, „wie muss es da den Menschen gehen, die erst beginnen die deutsche Sprache zu lernen!“

Als sie das Angebot von MachMit las, war sie sich sofort sicher, dass dies genau das Richtige ist, um ihr Fachwissen denen zur Verfügung zu stellen, die hände- und wörterringend und nicht selten unter Termindruck einen Weg durch den bürokratischen Urwald suchen. „Mein Wissen weitergeben und helfen! Das waren die Beweggründe dieses Ehrenamt zu übernehmen.“ In der Regel dienstags steht Canan Cöers für zwei bis drei Stunden für Beratungen zur Verfügung. Termine werden zuvor über den Welcome-Point ausgemacht, und so ist gewährleistet, dass allen Hilfesuchenden die nötige Zeit und Aufmerksamkeit zugutekommt, gleich ob es ‚nur’ um die Kündigung eines Handyvertrags oder aber um Anträge beim Arbeitsamt, zum Arbeitslosen- oder Kindergeld o.ä. geht.

Die Behördenhilfe der Welcome-Points steht jedem Geflüchteten offen. Sollte das Problem einmal etwas komplexer sein, reagiert man flexibel und vereinbart eben einen weiteren Termin. Und sollte das Thema Sprachbarriere einer Klärung einmal zu sehr im Wege stehen, dann besteht sogar die Möglichkeit einen Dolmetscher oder eine Dolmetscherin hinzuzuziehen.

Noch befindet sich Canan Cöers im dualen Studium. „Aber egal, ob gerade der Arbeitsteil überwiegt, oder der Studienteil mit Klausuren und Prüfungen, Zeit nebenher zu helfen findet sich immer! Es ist ein schönes Gefühl, wenn man merkt, dass man den Leuten helfen konnte.“

So gelingen Wege durch das manchmal kafkaeske Dickicht von Behördengängen ...

Ehrenamtliche sind im Welcome Point herzlich willkommen.

Text: Thomas Christen

Anja Trepels

Kontakt

Anja Trepels

MachMit – Die Freiwilligenzentrale/ Fortbildung Ehrenamt

0211 73 53 334

Platz der Diakonie 3
40233 Düsseldorf