Am 17. Mai 1990 beschloss die Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen. Der 17. Mai wurde daraufhin zum Internationalen Tag gegen Homophobie ausgerufen. Ein Gespräch mit Markus Ecker-Haskaj, Leiter der Evangelischen Beratungsstelle Oberkassel.
Sehr geehrter Herr Ecker-Haskaj, zum Internationalen Tag gegen Homophobie positioniert sich die Diakonie Düsseldorf als LSBTIQ*-freundliche Organisation. Die Evangelischen Beratungsstelen, von denen Sie eine leiten, und die Diakonie insgesamt als Verfechterin der Vielfalt – das überrascht manche. Warum?
Vielleicht weil immer noch christliche Träger als nicht besonders offen gelten. Da wird dann auch kein Unterschied zwischen evangelischen und katholischen Einrichtungen gemacht, und wir bei der Diakonie tragen ja bei den Evangelischen Beratungsstellen das christliche sogar im Namen. Aber – und das muss man auch sagen – es ist ja auch bei uns ein Prozess gewesen.
Wie sah der aus?
Uns ist vor einigen Jahren aufgefallen, dass nur wenige Menschen aus der LSBTIQ*-Community zu unseren Beratungsstellen finden und uns gefragt: Woran liegt das? Und das Image ist sicherlich nur ein Grund. Wir mussten uns auch fragen: Was brauchen die Menschen? Und wie müssen wir uns fachlich und persönlich aufstellen, um gut für die Menschen da zu sein?
Und was bedeutete das konkret: sich da gut aufzustellen?
Wir haben beispielweise alle Mitarbeitenden aus den Beratungsstellen geschult zum Thema „Beratungskompetenzen für Regenbogenfamilien stärken“. Ich selber bin im Forum LSBTIQ hier in Düsseldorf aktiv – die Vernetzung ist auch wichtig, damit die Menschen überhaupt wissen, dass wir da so aufgestellt sind. Und dann sind es manchmal auch Kleinigkeiten, die eine große Wirkung haben: eine kleine Regenbogenfahne am Empfang zum Beispiel, die zeigt: Hier sind Sie willkommen.
Und wie zeigt sich das Willkommensein dann in der Arbeit?
Vor allem durch eine offene und respektvolle Haltung. Man darf nicht vergessen, dass Menschen oft schon wegen traumatischer Erfahrungen überhaupt die Beratung aufsuchen. Da kommt es dann – wie ja immer- darauf an, sie einfach so anzunehmen, wie sie sind. Wenn da zwei Frauen als Paar in die Beratung kommen, dann ist das vor allem eine Paarberatung mit den Themen, die die beiden mitbringen. Und wenn eine Person sagt, sie möchte nicht mit einem Pronomen, wie sie oder er benannt werden, weil sie sich der Vorstellung von nur männlich oder nur weiblich nicht zuordnet, dann ist das ein Teil ihrer Identität und wir stellen uns darauf ein.
Wenn Beratung einfach an die Lebenswirklichkeit anknüpft, dann ist sie authentisch. Auch wenn wir uns jetzt mit dem Banner zeigen – es braucht keine große Aktion, um offen zu sein. Sensibilität und eine eigene offene Haltung reicht. Und da können wir auch als Diakonie noch wachsen, indem sich jede*r einzelne*r damit auseinandersetzt.
Erklärung: Die deutsche Abkürzung LSBTIQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und Queers.