Die hohen Preise für Lebensmittel und Energie haben dramatische Auswirkungen. Die Diakonie Düsseldorf muss jetzt bei ihrer Lebensmittelausgabe in Düsseldorf einen Aufnahmestopp verhängen.
„Das ist für uns die letzte Option“, sagt Diakoniepfarrer Michael Schmidt. „Aber es sind in den vergangenen Wochen so viele Menschen und ganz besonders Familien neu zur Tafelausgabe gekommen, dass die Lebensmittel nicht mehr für alle reichen und es auch organisatorisch für die Mitarbeitenden und die Ehrenamtlichen nicht mehr zu schaffen ist.“
Es kann und darf nicht sein, dass Menschen in Deutschland nicht mehr genug zu essen haben.
Schmidt fordert jetzt die Politik zu schnellem Handeln auf. „Es kann und darf nicht sein, dass Menschen in Deutschland nicht mehr genug zu essen haben. Wenn materielle Armut Hunger zur Folge hat, ist das völlig inakzeptabel!“ Natürlich seien die beschlossenen Entlastungspakete nicht falsch, so der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Düsseldorf. „Aber anstatt Entlastung mit dem Gießkannenprinzip brauchen wir gezieltere und noch schnellere Unterstützung für die Menschen am Existenzminimum. Ein Tankrabatt, der noch nicht einmal in voller Höhe bei den Verbraucher*innen ankommt, hilft einem Hartz-IV-Empfänger ohne eigenes Auto gar nicht.“
Schon seit Monaten fordert die Diakonie dauerhafte Erhöhungen bei den Hartz-IV-Sätzen. Passiert sei aber nicht genug, sagt Schmidt. Ab Juli gebe es zumindest einen Zuschlag für Kinder. Das reiche aber einfach nicht aus. „100 Euro mehr im Regelsatz pro Person wären das Minimum, damit die Menschen zumindest genug für die Dinge des täglichen Bedarfs haben. Für wirkliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bräuchte es eigentlich noch deutlich mehr. Und die jährlichen Erhöhungen müssten dann auch jeweils an die Inflation angepasst werden.“
Tafel kann keine strukturellen Probleme des Staates auffangen
Es dürfe auch nicht Aufgabe der Tafeln sein, strukturelle Probleme des Staates aufzufangen, ergänzt Schmidt. „Es kann nicht sein, dass der Staat sich darauf verlässt, dass wir mit ehrenamtlichen Engagement und Spenden die Lücke schließen, wenn er nicht mehr das Existenzminimum sichert.“ Wie lange der Aufnahmestopp bei der evangelischen Tafelausgabe in Düsseldorf dauert, ist derzeit noch nicht absehbar. „Die Lebenshaltungskosten werden auf absehbare Zeit wohl nicht sinken“, sagt Diakoniepfarrer Schmidt. „Deswegen braucht es jetzt kluge und mutige sozialpolitische Entscheidungen.“