Eine echte Entlastung für die Kitas
Text und Fotos: Carolin Scholz
Seit knapp drei Jahren gibt es in vielen Kitas sogenannte Alltagshelfer*innen. Ursprünglich sollten sie helfen, Hygienevorschriften einzuhalten – mittlerweile sind sie aber nicht mehr wegzudenken.
Wenn sich die Kinder zum Morgenkreis gesammelt haben und die Tür zum Turnraum sich schließt, wird es im Rest der Kita ruhig. Wo gerade noch gemalt, geknetet und getobt wurde, ist es jetzt leer. Im Turnraum wird im Chor gefragt „Wer hat den Keks aus der Dose geklaut?“ – und genau jetzt ist für Anita Philipp ein guter Moment, um loszulegen.
Sie ist eine der Alltagshelfer*innen, die seit knapp drei Jahren in vielen Kitas in ganz Nordrhein-Westfalen im Einsatz sind. Für die Diakonie Düsseldorf sind es aktuell 26 Helfer*innen in den 48 Kitas. Der Grundgedanke war, dass sie helfen, während der Corona-Pandemie die vielen neuen Hygiene-Vorschriften einzuhalten. Doch obwohl das jetzt so nicht mehr notwendig ist, will trotzdem niemand, dass die Alltagshelfer*innen nicht mehr kommen: Die Kitaleitungen und Kolleginnen nicht, die Kinder nicht und die Helfer*innen auch nicht.
Anita Philipp wirft einen schnellen Blick in den Speiseraum der Kita an der Duisburger Straße. Das Frühstück ist schon abgeräumt. Sie schaut sich um, geht in die Küche und holt einen Eimer mit Wasser und Seife und einen Lappen. Wo viele Kinder spielen und toben, da bleibt auch mal Dreck liegen. Sie geht an die Fächer, in denen die Kinder Jacken, Straßenschuhe und Rucksack ablegen – jedes Kind hat einen eigenen Haken und ein eigenes Fach. „Hier lassen die Kinder öfter mal was liegen“, sagt Anita Philipp, die selbst zwei Kinder im Kita-Alter hat. Die 28-Jährige hängt eine Jacke an den Haken, wischt über die Regale, räumt kindergemalte Bilder von Einhörnern in die passenden Einhorn-Rucksäcke.
„Anita ist überall“, sagt Kita-Leiterin Nadine Böhm. Sie sehe einfach selbst, wo etwas zu tun sei und zögere nicht – sondern mache einfach. Ob es darum geht, den Kindern beim Schuhe anziehen zu helfen, das Frühstück aufzuräumen oder sogar mal im Kita-Garten Hand anzulegen. „Sie sieht, wo etwas zu tun ist“, sagt die Kita-Leiterin. Bevor es die Alltagshelferin gab, haben die Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen diese vielen kleinen Aufgaben einfach selbst gemacht. „Das haben wir auch nicht hinterfragt, es war einfach selbstverständlich“, sagt Nadine Böhm. Trotzdem sei es eine echte Entlastung, jemanden zu haben, der sich für diese Dinge zuständig fühlt. Die Zeit, die die pädagogischen Fachkräfte dadurch sparen, haben sie so für die Arbeit mit den Kindern.
Erzieher*innen haben mehr Zeit für die Kinder
Diese positiven Rückmeldungen bekommt die Stadt Düsseldorf von den meisten Kitas, in denen Alltagshelfer*innen eingesetzt sind. „Der Einsatz der Alltagshelfer*innen führt daher dazu, dass sich die Erzieher*innen wieder mehr der Förderung der Kinder widmen können. Dies ist insbesondere vor der oft prekären Personalsituation in den Kindertageseinrichtungen eine deutliche Entlastung“, sagt eine Sprecherin der Stadt.
Und das ist eben nicht nur während der Zeit der strengeren Hygienevorschriften wegen der Corona-Pandemie so. Zu dieser Zeit ging es viel darum, den Kindern beim Händewaschen zu helfen, am Morgen Schnelltests mit ihnen zu machen oder die Oberflächen häufiger zu desinfizieren. Auch jetzt ist Hygiene für die Helfer*innen noch ein wichtiges Aufgabenfeld. Hier mal etwas abwischen, dort mal etwas desinfizieren. Sie helfen aber auch am Morgen, wenn die Kinder gebracht und am Nachmittag, wenn sie abgeholt werden beim Schuhe anziehen. Oder unterstützen die Gruppen bei Ausflügen. Nur pädagogische Aufgaben dürfen sie nicht übernehmen - und auch keine entsprechende Ausbildung haben. Also keine Gruppenangebote durchführen und nicht alleine die Aufsicht übernehmen.
Anita Philipp kennt sich in der Kita an der Duisburger Straße gut aus. Sie war selbst als Kind dort. Nachdem sie die Garderobe aufgeräumt hat, geht sie nacheinander in die Gruppenräume und sieht sich genau um. In der einen Ecke sind es mal vertropfte Wasserfarben, die sie wegwischt, in der anderen liegen die Bilder der Kinder kreuz und quer durcheinander. Jetzt wo die Räume noch leer sind, nimmt sie doch noch einmal das Desinfektionsmittel zur Hand und reinigt damit die Tische. „Das hin und wieder mal zu tun schadet nicht, auch wenn es nicht mehr Pflicht ist“, sagt sie. Keime gibt es bei so vielen Kindern auf einem Fleck eben immer.
Vor ihrer Arbeit als Alltagshelferin war sie in der Altenpflege beschäftigt, hatte aber auch schon länger Interesse an der Arbeit mit Kindern. Auch weil die Schichtdienste nicht gut mit der Erziehung ihrer Kinder vereinbar war. Die Arbeit als Alltagshelferin war für sie ein guter Einstieg, um den Alltag in der Kita besser kennenzulernen. Wenn ihr Vertrag Ende Juli ausläuft, wird sie eine Ausbildung zur Kinderpflegerin beginnen. Noch so ein Pluspunkt des Programms. „Es hilft uns dabei, neue Fachkräfte zu gewinnen“, sagt Patrick Guttek, Koordinator des Bewerbermanagements für die Kitas der Diakonie in Düsseldorf. Die Alltagshelfer*innen gewinnen erste Eindrücke aus der Arbeit in der Kita und lernen den Alltag dort kennen. Drei der früheren Alltagshelferinnen beginnen nun ihre Ausbildung.
Doch obwohl das Programm viele Vorteile hat, ist seine Zukunft noch nicht sicher. Bislang wurde es immer wieder verlängert, obwohl die zusätzlichen Hygiene-Vorschriften nach und nach weggefallen sind – aktuell bis Ende 2023. Ob es 2024 weiter geht hängt von der Entscheidung des Haushaltsgesetzgebers ab, heißt es vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW. Die Kitas sind froh über die zusätzliche Unterstützung – und die Zeit, die die Fachkräfte so gewinnen. „Wir sind sehr dankbar für ihre Arbeit und hoffen, dass wir auch weiter mit den Alltagshelfer*innen planen können“, sagt Patrick Guttek.
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