Von Betroffenen für Betroffene – so funktionieren Selbsthilfegruppen auch bei Sucht. Im Vordergrund stehen immer das offene Gespräch und die Begegnung auf Augenhöhe.
Grundsätzlich ist die Selbsthilfe bei einer Sucht eine wichtige Ergänzung zu professioneller Hilfe, wie sie zum Beispiel unsere Fachambulanz [Link] bietet. Sie kann allerdings auch unabhängig von anderen Hilfen in Anspruch genommen werden. Angebote der Selbsthilfe sind offen für alle Betroffenen, manche auch für Angehörige, und grundsätzlich kostenlos.
Sicher sind die bekanntesten und häufigsten Selbsthilfeangebote die zum Umgang mit Alkohol. Aber auch zu illegalen Drogen, Medikamenten, Glücksspiel- und Computerspiel-/Internetsucht gibt es Gruppen von Betroffenen, die sich zusammengefunden haben.
Unsere Sucht-Expertin Denise Schalow hilft mit ihren Antworten bei der Orientierung:
Was bringt mir eine Gruppe beim Umgang mit oder bei der Bewältigung meiner Sucht?
Neben Menschen, die Selbsthilfegruppen besuchen und dauerhaft abstinent von ihren Suchtmitteln leben, suchen auch viele Menschen eine Selbsthilfegruppe auf, die aktuell nicht oder nicht dauerhaft abstinent leben. Die Gruppen können dabei helfen, sich mit der Entscheidung für oder gegen das Suchtmittel zu beschäftigen, Abstinenzversuche zu wagen, schädliches Verhalten zu ändern und sich ggf. mit weiterführenden Beratungs- und Behandlungsangeboten auseinander zu setzen. Das haben Studien gezeigt. Man kann also mit Unterstützung einer Gruppe seine eigene Situation deutlich verbessern.
Der Kontakt zum Thema und zu Gleichgesinnten ist für Betroffene wichtig. Er kann ihnen nach einem Entzug oder einer Behandlung helfen, auch dauerhaft abstinent zu bleiben.
Sind die Leitenden einer Gruppe der Sucht-Selbsthilfe besonders ausgebildet?
Selbsthilfegruppen werden von Menschen geleitet, die von der gleichen Abhängigkeit betroffen sind wie die anderen Teilnehmenden. Oft haben sie spezielle Ausbildungen gemacht, als Gruppenleitung oder Suchtkrankenhelfer*in.
Wie läuft ein Treffen einer Selbsthilfegruppe ab?
Dafür gibt es keine festen Vorgaben. Jede Gruppe organisiert sich anders und entwickelt eigene Rituale und Abläufe. Sogar der Ort kann variieren. Gruppen können sich in einem festen Raum, draußen an der frischen Luft oder digital treffen. In der Regel geht es aber darum, den anderen Anwesenden von sich zu erzählen, die eigenen Taten, Gedanken und Worte zu reflektieren. Und im Zuhören aus den Erzählungen der anderen zu lernen.
Wem begegne ich in einer Selbsthilfegruppe?
In Selbsthilfegruppen trifft man auf Menschen, die in der Regel in ähnlichen Situationen sind, wie man sie von sich selbst kennt. Es gibt sowohl geschlechtlich gemischte Gruppen, als auch Gruppen zum Beispiel nur für Männer, nur für Frauen oder nur für queere Menschen. Darüber hinaus gibt es Gruppen, in denen sich nur Betroffene oder nur Angehörige treffen, oder Gruppen, in denen diese aufeinandertreffen. Und es gibt auch Angebote die speziell für junge Menschen sind. Inzwischen gibt es auch vereinzelt Gruppen für Menschen unterschiedlicher Herkunft, die ihre Sitzung hier in Deutschland in anderen Sprachen als Deutsch abhalten. Außerdem können digital auch Gruppen in anderen Ländern und Sprachen besucht werden.
Kann ich jeder Zeit zu einer Selbsthilfegruppe gehen?
Die Gruppen heißen neue Teilnehmende immer willkommen: Man kann jederzeit „einsteigen“ und selbst entscheiden, ob und wie lange man die Gruppe besuchen möchte. Allerdings ist es am wirkungsvollsten, wenn man möglichst regelmäßig dabei ist.
Muss ich in der Selbsthilfegruppe ehrlich sei?
Man sollte unbedingt offen und ehrlich zu sich und den anderen sein. Nur so kann die Gruppe ihre Kraft entfalten und wirklich helfen.
Bleibt das, was ich in der Gruppe erzähle, geheim?
Was in der Gruppe besprochen wird, ist und bleibt vertraulich. Eine Selbsthilfegruppe bietet einen geschützten Raum, in dem man frei über alles sprechen kann, ohne Angst, dass es andere erfahren.
Wie finde ich die richtige Selbsthilfegruppe für mich?
Grundsätzlich ist jede Gruppe anders. Die Teilnehmenden und ein möglicher Weise spezielles Konzept prägen sie. Es kann also immer mal sein, dass es „nicht passt“, man sich nicht wohl fühlt. Das soll aber nicht entmutigen. Einfach die nächste Gruppe aufsuchen. Informationen zu Selbsthilfegruppen rund um Düsseldorf gibt es online hier:
Gibt es digitale Angebote zur Selbsthilfe bei Sucht?
Inzwischen gibt es verschiedene Angebote zur digitalen Suchtselbsthilfe. Diese Website hilft bei der Suche: gesund.bund.de/sucht-selbsthilfe
Allerdings sind Expert*innen davon überzeugt, dass es für die meisten Menschen besser ist, nach Möglichkeit eine Gruppe real zu besuchen.
Können meine Angehörigen auch zur Selbsthilfegruppe mitkommen?
Angehörige haben oft ihre eigenen Gruppen. Denn die Probleme von Menschen mit Suchterkrankungen belasten Partnerschaften und Familien – Eltern, Geschwister und Kinder – oder Freundschaften oft schwer. Spezielle Gruppen helfen Angehörigen, mit dieser herausfordernden Situation umzugehen und sich von sog. co-abhängigen Verhaltensmustern zu lösen. Allerdings gibt es auch Gruppen, in denen Betroffene wie Angehörige zusammenkommen. Auch diese Form birgt Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit Verletzungen und problematischen Verhaltensmustern. Aber auch Möglichkeiten für wechselseitiges Verständnis und Annäherung.
Unsere Expert*innen sind für Sie da!
Egal, ob Sie professionelle Hilfe oder Kontakt zu einer Gruppe der Selbsthilfe suchen, Denise Schalow und ihr Team in unserer Fachambulanz helfen Ihnen. Nehmen Sie einfach telefonisch unter 0211 73 53 264 oder per E-Mail an fachambulanz@diakonie-duesseldorf.de Kontakt auf und vereinbaren Sie einen persönlichen Termin.
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