Letzter Halt TrebeCafé

So bekam eine junge Frau ihr Leben wieder in den Griff

 

 

Im Eingangsbereich des TrebeCafés der Diakonie steht ein pinkfarbenes zweisitziges Sofa. Daneben eine ebenso farbenfrohe Stehlampe, ein kleiner Tisch davor. Es ist eine gemütliche Ecke, in die sich Jenny und Alex zurückgezogen haben. Die beiden jungen Frauen lachen, erzählen sich dies und das. Fünf Wochen war Jenny nicht mehr in den Räumen des TrebeCafés, da gibt es viel Neues auszutauschen. „Chaos“ steht auf dem in knalligen Farben gehaltenen Bild über ihren Köpfen und es hängt – absichtlich – schräg.

Wenn das Leben aus den Fugen gerät

„Ich hatte niemanden. Ich war alleine.“ - Jenny

Vor einem Jahr war auch Jennys Leben in eine heftige Schieflage geraten. Die Beziehung zu ihrem Freund, für den die Zwanzigjährige aus ihrer Heimat Weimar nach Düsseldorf gezogen war: zerbrochen. Die hoffnungsfroh begonnene Ausbildung zur Verkäuferin im Einzelhandel: in der Probezeit beendet. Die Miete für das kleine WG-Zimmer: überfällig. Ohne Familie oder Freund*innen war sie im ihr noch fremden Düsseldorf sehr plötzlich auf sich alleine und vor große Probleme gestellt. In der Tasche keinen einzigen Cent mehr, nichts. „Ich habe mich in dem Moment hilflos und verzweifelt gefühlt“, erinnert sich Jenny mit leicht zittriger Stimme. „Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte und hatte echt Schiss, abzugleiten, obdachlos zu werden. Und mit meiner Mutti konnte ich nicht richtig über meine Probleme reden.“

Offene Ohren für die Sorgen und Nöte junger Frauen

„Wenn ich hierherkomme, kann ich mit allen und über alles reden. Egal, ob es um meine Sorgen geht oder konkrete Themen wie Ärger mit meiner Vermieterin.“ - Jenny

Den ersten Schritt über die Schwelle des TrebeCafés in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs machte die schlanke junge Frau mit den langen schwarzen Haaren im Juli des vergangenen Jahres. „Anfangs war es schwierig, fremden Menschen von meiner Situation, meinen Problemen zu erzählen“, erzählt Jenny. Und es fiel ihr schwer, Fremde um Hilfe zu bitten. Doch sie fasste Vertrauen in die Mitarbeiterinnen der Diakonie Düsseldorf. Die machten keinen Druck und hatten immer ein offenes Ohr für sie. Schnell fühlte sie sich gut aufgehoben.

Hilfen und Begleitung bei Problemen

„Ich war sehr froh wieder zu wissen, wo ich stehe und nicht alleine zu sein.“ - Jenny

Ein Brief an die Vermieterin, wegen einer kaputten Heizung, Gespräche und Absprachen wegen der überfälligen Miete, Anträge bei der Agentur für Arbeit und beim Job-Center – Alex und ihre Kolleginnen halfen Jenny, ihr Leben neu zu sortieren und wieder in den Griff zu bekommen. Und nicht nur das. Gemeinsam mit dem Trebe-Team entwickelte sie eine neue Perspektive für sich. Eines war dabei für Jenny ganz klar: „Ich wollte unbedingt eine Berufsausbildung machen. Irgendwas mit Kindern.“ An den Computer-Arbeitsplätzen im Café suchte sie nach freien Ausbildungsplätzen für das laufende Jahr. Nach einigen Absagen wird sie jetzt Kinderpflegerin. „Alleine hätte ich das nicht geschafft. Ich weiß nicht, was ich ohne das TrebeCafé gemacht hätte,“ sagt sie zurückblickend.

Mit neuer Stärke in die Zukunft

„Vor einem Jahr, alleine, hätte ich das alles nicht geschafft. Jetzt muss ich mir gerade über nichts mehr wirklich Sorgen machen.“ - Jenny

Nun steht Jenny am Anfang ihrer Ausbildung an einem Berufskolleg in Ratingen. Da hat sie den vorletzten freien Platz ergattert. Auch jetzt sind wieder einige bürokratische Hürden zu nehmen: Als nächstes stehen Anträge für das Rheinbahn-Ticket an, damit sie künftig mit Bus und Bahn zur Ausbildungsstelle fahren kann, und auf BAföG. Ersterer liegt schon auf dem Tisch vor ihnen. Jenny fühlt sich stark und bereit, in den neuen Lebensabschnitt zu starten. Bleibt die Verbindung zum TrebeCafé? „Ich bin sehr dankbar, dass mir die Frauen aus dem Café geholfen haben. Und ich weiß, wenn ich irgendwann mal wieder ein Problem habe, kann ich hierherkommen“, sagt Jenny. Alex pflichtet ihr nickend bei und lächelt. Dann setzen die Frauen sich gemeinsam an den Antrag.