Better friction than addiction

Christoph Dittmann radelt auf dem Jakobsweg für den guten Zweck

Fundraising-Tour für Suchtprävention

Wenn zwei Leidenschaften zueinander finden: Christoph Dittmann erfüllt sich in diesem Jahr einen großen und lang gehegten Wunsch - er fährt von Düsseldorf aus den Jakobsweg nach Santiago de Compostela in Spanien. Dabei ist der bzw. sind die Jakobswege „von der Haustür“ bis zum Grab des Apostels Jakobus die bekanntesten Pilgerwege. Schon seit über 1.000 Jahren begehen Menschen diesen Weg. Dies tun sie auf unterschiedliche Weise und aus unterschiedlichen Gründen. Christoph Dittmann macht sich mit dem Fahrrad auf und tut dies auch, um andere daran teilhaben zu lassen. So sammelt er insbesondere Spenden für die Prävention von sogenannten PC- und internetbezogenen Störungen. Hier handelt es sich um eine Form von Suchterkrankung, die erst in jüngster Zeit als solche anerkannt wurde und in kürzester Zeit an Bedeutung gerade für die Jüngsten unter uns gewonnen hat.

"Radeln statt Daddeln" ist das Motto

Um das Problem der Erkrankung mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Hilfe für Betroffene anzubieten, braucht es mehr Ressourcen - also auch finanzielle Mittel. Mit diesem Anliegen hat er sich im August auf den Weg gemacht und wir alle können ihn dabei virtuell begleiten und ihn mit einer Spende unterstützen. Mit einem Klick auf die Spendenaktion haben Sie die Möglichkeit, direkt online für Suchtprävention zu spenden. Jeder Beitrag bringt das Ziel ein Stück näher!

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Die Suchtberatung der Diakonie

Suchtberatung

Wenn Sie suchtgefährdet sind oder bereits ein Suchtproblem haben, dann brauchen Sie schnell und unkompliziert Hilfe. In der Suchtberatung unserer Fachambulanz bekommen Sie diese Hilfe.

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Berichte von der Reise

Am Sonntag, den 20. August, ist Christoph Dittmann am Platz der Diakonie in Flingern gestartet. Wir begleiten ihn in den nächsten Wochen auf seinem Weg nach Santiago de Compostela. Gute Fahrt!


Fahrrad vor Kathedrale von Santiago de Compostela

Ziel erreicht

Viernes, el 22 Septiembre: ¡He llegado! (bin angekommen)

Am 20. August in Düsseldorf gestartet und nach 4 Wochen und 5 Tagen, 188,5 Stunden im Sattel, 3.083 km, in Summe 21.935 Höhenmeter, 3 Pannen und 2 mentalen Tiefs in Santiago angekommen!

In den vorherigen Berichten habe ich versucht meine Eindrücke, aktuelle Laune und die Geschehnisse der Fahrt zu beschreiben. Jetzt, da ich am Ziel bin, bietet es sich an, etwas Abschließendes zu schreiben. Nun, das fällt mir etwas schwer, denn die Eindrücke und Erlebnisse waren zu zahlreich und zu vielfältig, als dass sie sich in ein paar Worten zusammenfassen ließen. Zudem habe ich selbst sie noch nicht richtig verarbeiten können - das wird wohl noch eine Weile dauern, schätze ich.

Was ich aber jetzt schon sagen kann, ist, dass ich unermesslich dankbar bin, diese Reise gemacht haben zu dürfen. Unterwegs traf ich andere Pilger, die nach der Motivation gefragt haben. Die Antwort ist so einfach wie banal: Ich wollte es machen, deshalb habe ich den Camino gemacht. Und es fühlt sich unglaublich gut an! Generell, glaube ich, wenn man von etwas träumt, lohnt es sich danach zu streben, egal wie lange es dauert oder wie schwierig es ist - wenn man es erreicht und der Traum in Erfüllung geht, dann fühlt man sich großartig und man weiß, nichts ist unmöglich!

Bestätigen kann ich meine Behauptung, dass die Welt mehr zu bieten hat und sich intensiver und echter anfühlt als jedes noch so gute Computerspiel! Daher schaltet die Switchboxen, Consolen, Fernseher und sonstige Geräte aus und geht nach draußen, ob Fahrradfahren oder Wandern oder einfach nur Spazieren, das ist viel mehr wert als auf dem Sofa zu sitzen und die Zeit zu verdaddeln!

Vielen Dank auch an die Spender, die mich unterstützt haben: eure Spenden haben mich motiviert und über die Tiefpunkte hinweggeholfen. Das Geld dient einem gutem Zweck und hilft Kindern und Jugendlichen sich aus dem Strudel der Mediensucht zu befreien oder erst gar nicht in den Strudel zu gelangen.

Die Spendenaktion bleibt noch eine Weile offen, also wer noch nicht hat, darf jetzt noch spenden!

In diesem Sinne: Ulteria! et susteia!


Abschnitt auf Jakobsweg

Mit sich selbst und dem Rad allein

17. September: Heute vor 4 Wochen bin ich in Düsseldorf gestartet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in 4 Wochen so weit komme. Jetzt bin ich in der spanischen Meseta, einem Hochplateau im nördlichen Kastilien. Hier merkt man deutlich, dass der Sommer vorbei ist; die Temperaturen sind morgens im einstelligen Bereich und der kalte Wind kühlt die Sonnenstrahlen ab, so dass es am Tag nicht wärmer wird als 22 Grad.

Auf den Landstraßen hier kommt man gut voran, so dass ich morgen in Leon sein werde. Ja, die Entfernung nach Santiago wird immer kürzer und das Ende der Radfahrt naht auch.

Da das Radfahren eher eine Einzeldisziplin ist, komme ich mit anderen Pilgern nur in den Herbergen ins Gespräch. Tagsüber bin ich mit mir selbst und dem Rad allein - ich habe mich schon dabei ertappt, mit meinem Fahrrad Gespräche zu führen. Ist das bedenklich, soll ich mir Sorgen machen?

Vor mir ist noch das letzte Gebirge, die Montañas de Leon mit Gipfeln von über 2000m. Ich werde zwar nicht so hoch fahren, aber ein paar Höhenmeter werden schon zusammenkommen!

In diesem Sinne: buen Camino!


Ortsschild Ibaneta

Ankunft in Spanien

14. September: Am Dienstag habe ich die Grenze nach Spanien überquert - ähnlich unspektakulär wie in Straßburg: eine Polizeistation und sonst nichts! Das vereinte Europa ist schon eine schöne Sache!!!

Gestern durfte ich im Casa Paderborn in Pamplona übernachten. Eine kleine, schmucke Herberge, die von den Jakobsfreunden aus Paderborn geführt wird (gelebte Städtepartnerschaft zwischen Pamplona und Paderborn).

Die Querung der Pyrenäen war eigentlich leichter als befürchtet, was mich dazu ermutigte, die Streckenabschnitte in Spanien neu zu planen. Ich bin auf dem Camino Frances unterwegs und was mich fasziniert, ist die Tatsache, dass jeder noch so kleine Ort gespickt ist mit Geschichte und wunderschönen Sehenswürdigkeiten. Es sind viele  Pilger aus der ganzen Welt unterwegs: Asien, Australien, Nord- und Südamerika, ein einziges Sprachenwirrwarr.

Von Logroño geht es morgen Richtung Santo Domingo und dann Burgos. Auf einmal schmelzen die Kilometer (nur noch ca 600) und irgendwie kann ich mich darüber nicht freuen - bin zwiegespalten, einerseits möchte ich Santiago erreichen, andrerseits möchte ich, dass die Fahrt noch länger dauert.

In diesem Sinne: buen Camino!


Kirche

Pilgerscharen in Saint-Jean-Pied-du-Port

11. September: Seit über 3 Wochen unterwegs und nach über 2200 km auf dem Rad, meist auf Feldwegen oder Nebenstraßen, bin ich in eine andere Welt entrückt. Da ich mit den Mobil-Daten haushalten muss, verfolge ich keine Nachrichten - und das fühlt sich richtig gut an. Die Tage haben einen festen Rhythmus: Frühstücken, Zelt packen, alles aufs Rad schnallen und los radeln. Abends umgekehrt. Der Höhepunkt des Tages ist es , nach der Ankunft einmal zu Duschen. Ich hätte nie zuvor gedacht, dass eine Dusche so schön sein kann!

Nachdem ich die Mittelmeerküste verlassen habe und entlang des Canal du Midi geradelt bin, bin ich mittlerweile in den Pyrenäen angekommen. Von Tarbes über Lourdes und Orolon bin ich heute in Saint-Jean-Pied-du-Port angekommen (die Etappen können hier verfolgt werden:  https://www.strava.com/athletes/cditt). Hier tummeln sich viele Pilger, da es für viele der Startpunkt für die Pilgerschaft ist. Nach 3 Wochen für mich alleine, sind es mir etwas zu viele Menschen auf einmal. Ich hoffe, das verteilt sich etwas im Laufe des Weges… Hier in St. Jean mache ich einen Tag Pause, denn in den Pyrenäen geht es an die Substanz: die nächste Etappe hat 1400 Höhenmeter! Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll. Auf jeden Fall werde ich Frankreich verlassen und in Spanien weiterradeln.

Das Wetter in den Bergen ist launisch, gestern Gewitter in der Nacht und für die nächsten Tage auch Regen und Unwetter angesagt. Ich hoffe, ich kann dem entkommen.

Das Banner am Rad zieht Aufmerksamkeit auf sich und ich werde hin und wieder darauf angesprochen, leider habe ich noch niemanden dazu bewegt, den QR-Code zu scannen, bin aber zuversichtlich, dass es noch kommt und ein paar neue Spender gewonnen werden können.


Fahrrad vor Kirche

Der 2. Pilgerstempel

5. September: Von Avignon ging es weiter entlang der Via Aviona Richtung Südwesten. Unterwegs habe ich einen kleinen Ort St. Gilles entdeckt. Heute wirkt er eher verschlafen, war wohl aber im Mittelalter ein bedeutender Pilgerort. Die Abbteikirche von St. Gilles zeugt davon noch heute. Hier durfte ich mir meinen 2. Pilgerstempel für den Pilgerpass abholen! Weiter entlang der französischen Mittelmeerküste, vorbei an Badeorten, die teils den Charme des verblühten Glanzes verstreuen, lässt sich gut radeln - die Radwege sind größtenteils gut ausgebaut. Hier am Strand kann man schnell vergessen, weshalb ich eigentlich unterwegs bin… vor allem, wenn noch Flamingos daneben im Wasser die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Morgen geht’s weiter Richtung Westen nach Carcassonne ins Landesinnere.


Avignon

Hälfte geschafft

3. September: Vor genau 2 Wochen hat meine Pilgerreise am Platz der Diakonie in Düsseldorf angefangen. Nun bin ich in Avignon, dem zwischenzeitlichen Sitz der Päpste, angekommen. In den 14 Tagen habe ich knapp über 1500 km auf dem Rad zurückgelegt und täglich 7 bis 8 Stunden im Sattel verbracht. Ich hätte es vorher nicht für möglich gehalten, in 2 Wochen so weit zu kommen.

Während des Radelns kommen so manche Gedanken in den Kopf. Manchmal wird mir philosophisch zumute, manchmal sentimental, häufig aber euphorisch und dankbar, dass ich das überhaupt machen darf!

In Avignon habe ich ca. die Hälfte der Strecke geschafft, die zweite Hälfte wartet noch auf mich. Ich bin mir noch nicht sicher, aber es schleicht sich das Gefühl ein, dass der deutsche Teil eine Einleitung war, der französische Teil eine Prüfung ist, ob man überhaupt als Jakobs-Pilger etwas taugt, um auf dem spanischen Teil als vollwertiger Pilger weiterpilgern zu können. Wie gesagt, es ist nur ein Gefühl und ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt.

Von Avignon geht es weiter nach Montpellier und Carcassonne Richtung Westen, Santiago entgegen (das Pyrenäenvorland macht mir ein bisschen Angst) .


Die erste Panne

30. August: Nach über 1.000 Kilometern bin ich in Taizé angekommen, meinem zweiten Zwischenziel. Mit diesem Ort verbinde ich schöne Erinnerungen an die alljährlichen Jahreswechseltreffen während meiner Schul- und Studienzeit. Es ist schon ergreifend zu sehen, wie sich hier eine große Zahl junger Menschen zu einer Friedensandacht versammelt und gemeinsam betet. Hier fühle ich mich zum ersten Mal nicht als Tourist, sondern als Pilger wahrgenommen. Das hat schon eine andere Qualität!

Auf dem Weg hierher hatte ich meine erste Panne und musste sie beheben. Gott sei Dank war es trocken und die Strecke eh kurz. Alles in allem eine entspannte Situation.

Ich habe im Übrigen meine Route etwas abgeändert. Die Berge um Clermont Ferrand flößen mir zu viel Respekt ein. Jetzt werde ich sie umfahren. Morgen geht’s weiter Richtung Lyon und Avignon.

An alle, die bisher schon gespendet haben, vielen Dank! Das Geld wird einer guten Sache dienen!


Eine Nacht im Hotel

Inzwischen habe ich in Kehl die Grenze nach Frankreich überfahren. Dank EU recht unspektakulär: Eine Brücke über den Rhein und fertig. Die Grenze ist unsichtbar, kein Schild oder sonstiger Hinweis ist zu sehen. Nur die Sprache ändert sich. Jetzt geht es weiter durch das Elsass Richtung Colmar und Mühlhausen nach Süden. Das Wetter ist umgeschlagen und jetzt deutlich regnerischer und auch kälter – ich hoffte auf warmes Wetter.

Nach 770km und acht Nächten im Zelt, habe ich die letzte Nacht im Hotel übernachtet - das fühlte sich wirklich gut an. Jetzt geht’s weiter Richtung Besancon und ich hoffe, es bleibt trocken.


Besuch bei der Tante

Nach über 470km und 5 Tagen habe ich mein erstes Ziel erreicht: Stuttgart! Zugegeben das liegt nicht auf dem direkten Weg von Düsseldorf nach Santiago, aber es war mir wichtig, meine über 90 Jahre alte Tante zu besuchen.

Dieser erste Teil der Reise fühlte sich wie der Prolog zu etwas Größerem an. Langsam stellte sich Routine ein: Kaffee kochen, kleines Frühstück einnehmen, das Zelt packen (bisher hatte ich Glück mit dem Wetter), alles aufs Rad montieren und fahren. Da ich während meiner Reise absichtlich keine Nachrichten verfolge, gleite ich in einer Art Trance dahin. Mein Rad, meine Beine, mein Schweiß und die wunderschönen Landschaften, die ich so vollen Zügen genießen kann.

Auf dem Weg nach Stuttgart vom Rheintal über das Kraichgau (das Land der tausend Hügel) durfte ich die ersten Steigungen spüren und so einen kleinen Vorgeschmack bekommen auf das, was noch kommt. Ich weiß noch nicht, ob ich mich darauf freuen oder es fürchten soll und lasse es einfach auf mich zukommen. Von Stuttgart geht es Richtung Frankreich. ich habe das Gefühl, das Abenteuer fängt erst richtig an!


1. und 2. Etappe

Nach einer herzlichen und feierlichen Verabschiedung am Platz der Diakonie bin ich noch ein Stück von den ersten Spendern und Freunden begleitet worden. Die 1. Etappe führte mich am Rhein entlang bis nach Remagen. Von hier geht es mit der 2. Etappe weiter nach Bingen am Rhein. Das Wetter ist gut, wenn auch etwas warm fürs Radfahren. Hoffentlich wird es trocken bleiben! Von Bingen aus steuere ich Speyer an. Buen Camino!!!


"Ich bin dann mal weg""

Am Sonntag, den 20. August startet Christoph Dittmann mit seiner Radtour nach Santiago de Compostela. Wir sind gespannt, was er auf seiner Reise erleben und wann er an seinem Ziel akommen wird. Alles Liebe und Gute!